Ich bin Schriftsteller und kein Reisebüro!

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"Ich bin Schriftsteller und kein Reisebüro!"

 Dieser Satz von William S. Burroughs kommt mir wieder häufig in den Sinn. Vor allem, wenn ich die weichgespülten und kommerzorientierten Programme vieler Verlage sehe. Vor allem Kinder- und Jugendbuchverlage wollen den Autor gern zum Mallorca-Animateur degradieren, der ein bewährtes, DIN-Norm- und TÜV-geprüftes, harmloses und vor allem ungefährliches und völlig abgesichertes Unterhaltungsprogramm anbietet, das mit keiner Facette vom Prospekt abweichen darf. Alles andere ist den Kindern nicht zuzumuten. Wo kämen wir denn dann hin?

Aber Literatur ist nicht ungefährlich und erst recht nicht abgesichert. Literatur ist Abenteuer, und es ist nicht die Aufgabe des Schriftstellers, den Leser sicher von A nach B zu bringen und ihm alle Gefahren aus dem Weg zu räumen. Der Leser muß sich selbst anstrengen. Er muß sich trauen, sich selbst zu trauen. Wenn er diese Mühe scheut, kann ihm auch der Schriftsteller nicht helfen. Der Schriftsteller watet hinein in den tiefen Dschunngel der Wörter, er trifft wilde Tiere, er kämpft um sein Leben - und er kann nichts weiter tun als den Leser einzuladen, es ihm nachzutun. 

Wer von einem Schriftsteller verlangt, "lesergerecht" zu schreiben, der unterschätzt und unterfordert jeden Leser. Und dann ist jedes Buch eigentlich fürre Katz.

Ní Gudix, 13.11.11